- Preis der Schweizer Schillerstiftung (1992)
- Auszeichnung der Kulturstiftung des Kantons Appenzell AR (1996)
- Basler Literaturpreis (1996)
- Kulturstiftung der UBS, Auszeichnung für das Lebenswerk (2004)
- Basler Lyrikpreis (2010)
Geboren am 25. Oktober 1930, als 5. Kind einer Seidenweber- und Kleinbauernfamilie, in Wolfhalden, Kanton Appenzell AR (Schweiz). Ausbildung zum Grafiker in St. Gallen. Arbeitete danach in einem Werbeatelier in Basel, machte sich später selbständig und begann in dieser Zeit Gedichte zu schreiben und zu malen. Lebte in Basel, verstorben am 17. Juli 2016.
Aufgewachsen
nah an einer Stallwand, zusammen mit Brennnesseln und Holunder,
zwischen Hahnenfuß und Hühnerbeinen, von Bienen gestochen und von Bremsen geplagt,
stehe ich noch immer dort. Auch auf der Sandsteintreppe bin ich anzutreffen,
ein randvoll gefüllter Wassereimer,
der für immer ein randvoll gefüllter Wassereimer bleibt.
Ich bin zu hören als Webstuhl, der unten im feuchten Keller Seide webt,
bin noch immer unterwegs als ein Bellen, Maunzen, Grunzen, klirre als Kuhkette
in der fellwarmen Dunkelheit. Ich liege als Brotlaib im Küchenkasten
dampfe als Melissentee auf dem Stubentisch. Dort schreibt mein Vater,
mit widerspenstiger Feder, mahnende Briefe an seine Söhne, liest in der Bibel
jene Abschnitte, die ebenfalls von Vätern und Söhnen handeln,
von bitteren Enttäuschungen und bitterem Verzeihen.
Aufgewachsen
mit den Brunnenworten einer Brunnenröhre, heftigen Worten bei Gewittern,
spärlichen Worten in trockenen Zeiten,
verstehe ich als einer der Letzten diese glitzernde Sprache.
Ich habe mit allen Sinnen zugehört, den Hügeln, dem Föhn, dem Brunnen, dem Gras,
dem Nachtfalterflug nah am Ohr.
Und nun habe ich den Faden verloren, bin ein alter Mann geworden,
der sich zurücksehnt und zugleich jene verflucht,
die unsere Erde plündern und zerstören.
Nacht wächst über meinen Arbeitstisch, dichtdunkles Nachtgras,
das morgen in aller Frühe gemäht werden wird.
Werner Lutz
Preise und Werkbeiträge (Auswahl)
Bibliographie (Auswahl)
Gedichtplakat und Poesiekarte, Tag der Poesie 2012: "Wollte immer gehen"
Gedichtplakat und Poesiekarte, Tag der Poesie 2013: "Stell dir vor es sei Friede in dir"
Gedichtplakat und Poesiekarte, Tag der Poesie 2014:
"Hefe essen damit das Glück aufgeht"
Flugblatt, Tag der Poesie 2014:
"Stell dir vor es sei Friede in dir" (Gedichtregen vom Münsterturm)